Wir hätten nicht gedacht, dass ein ganzer Tag zum Thema Autokratie uns gleichzeitig zum Lachen, Nachdenken und Staunen bringen würde – aber genau das ist im wunderschönen WUK Museum passiert. Schon beim Ankommen war klar: Das wird kein gewöhnlicher Workshop.
Den Auftakt machte Dr. Péter Techet, der uns mit beeindruckender Klarheit durch die Geschichte Ungarns und die politischen Dynamiken der Gegenwart führte. Seine Analyse möglicher Zukunftsszenarien war so pointiert und fundiert, dass wir im Raum förmlich spürten, wie viele Aha-Momente gleichzeitig aufpoppten. Das Feedback danach war einstimmig: ein exzellenter Einstieg, der den Abend geerdet und gleichzeitig geöffnet hat.
Dann wurde es richtig spannend. Wir teilten uns in drei Gruppen – und ab diesem Moment fühlte sich alles an wie ein experimentelles Demokratie- und Autokratie-Labor.
Gruppe 1: Widerstand denken – konkret und überraschend nah
In unserer Runde tauchten wir in Timothy Snyders „Über Tyrannei“ ein. Gemeinsam diskutierten wir, was es bedeutet, Institutionen zu verteidigen, Gleichgesinnte in anderen Ländern zu finden oder vorauseilenden Gehorsam zu vermeiden.
Obwohl das Buch die amerikanische Situation beschreibt, gelang es uns, überraschend leicht Bezüge zu Österreich herzustellen. Es war fast unheimlich, wie klar manche Lektionen plötzlich wirkten.
Gruppe 2: Widerstand verkörpern – im wahrsten Sinne des Wortes
Wer hätte gedacht, dass man Autokratie und Widerstand spielen, fühlen und verkörpern kann? Basierend auf Methoden aus dem Social Presencing Theater stellten wir uns der Frage, wie sich ein Herrscher oder eine Herrscherin eigentlich „anfühlt“. Vom „guten König“ bis zum inneren Tyrannen – wir probierten alles aus. Wir erkundeten, was daran machtvoll, genussvoll oder unangenehm ist – und wie die 15 Archetypen des Widerstands von Stefanie Winter dagegen bestehen. In einem 4D Mapping stellten wir schließlich alle Rollen zueinander – ein fast theatraler Prozess, der gleichzeitig tief ging und erstaunlich aufschlussreich war.
Gruppe 3: Der Autokratie-Spa – zwischen Genuss und Gänsehaut
Hier wurde es absurd, humorvoll und zugleich erschreckend real. In beigen „Autokratie genießen!“-Bademänteln bewegten wir uns durch einen inszenierten „Spa“ nach dem Konzept der Brecht’schen Lehrstücke: Falten, Schreiben, Hören, Lesen, Sprechen, Singen – jede Station war durchdrungen von einem autoritären Gestus, mal verführerisch weich, mal fordernd und hart. Die Reaktionen in unserer Gruppe reichten von spielerischer Hingabe bis zu offener Renitenz. Und genau darin lag der Kick: Wir spürten am eigenen Körper, wie schnell man mitmacht – und wie schwer es ist, profunden Widerstand zu leisten.
Was uns beschäftigt hat – Stimmen aus dem Feedback:
Ein großes Danke an Dr. Péter Techet, Wanda Moser-Heindl, Anita Frank, Fred Büchel und Alexander Mairhofen für die Gestaltung!
In unserem November-Lab 2025 stand „Warm Data“ im Zentrum. 30 Teilnehmer:innen traten die Erforschungsreise - wunderbar gestaltet von Madhu Einsiedler und Jakob Maierhofer-Wieser - gemeinsam an.
Als Warm Data werden relationale Informationen beschrieben, die Teile, Beziehungen und Kontexte in und zwischen Systemen verbinden.
Nora Bateson hat diesen Ansatz, aufbauend auf den Erkenntnissen ihres Vaters, entwickelt. Sie stellt ihn in die Welt um den komplexen, „wicked“ Problemen unserer Zeit zu begegnen. Die Grundannahme dabei ist, dass jeder Umstand, jedes Wesen, jedes Problem transkontextuell ist, dh. eingebunden ist in multiple Kontexte, die wiederum in andere Kontexte eingebunden sind, die sich wiederum gegenseitig bedingen.
Am Vormittag ließen wir uns in den Warm Data Lab Prozess ein: eine Auftaktgeschichte, eine unerwartete Frage und Kontexte dienten als Anregungen für intensive Gespräche, Geschichten und Fragen.
Der Nachmittag lud ein die entstandenen Fragen zu vertiefen: Welche Frage beschäftigt dich jetzt? Das Panorama streckte sich von vom Warm Data Lab selbst hin zu gesellschaftspolitischen Fragen wie zB die Entwicklung unserer Demokratie.
Mehr Infos auch unter: Toward Warm Data / The International Bateson Institute
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WIENER AKADEMIE für Organisationsentwicklung